Geschichte
Die Anfänge der Nutzung der neuen Energieart – des elektrischen Stroms – zu Beginn des 20. Jahrhunderts mündeten in die Gründung des damaligen Tschechoslowakischen elektrotechnischen Verbandes – ESČ. Die Gründungsversammlung des ESČ fand 1919 in Prag statt und in seine Leitung wurde Prof. Ing. Vladimír List gewählt. Die Tätigkeit des Verbandes entwickelte sich in den folgenden Jahren in Richtung der Herausgabe der technischen Literatur, Erstellung technischer normativer Vorschriften und Bewertung der Konformität der Produkteigenschaften mit den Anforderungen dieser Vorschriften.
Die Errichtung der elektrotechnischen Prüfstelle, der Aufbau des elektrotechnischen Prüfwesens und die Kennzeichnung der Produkte ergaben sich aus den Bedürfnissen der tschechoslowakischen elektrotechnischen Industrie, die die Qualität und Sicherheit der durch die breite Öffentlichkeit genutzten Produkte gewährleisten wollte. Die Gründung der Prüfstelle geht auf den Juni 1926 zurück, als an der Tschechischen hohen technischen Schule in Brno eine größere Menge an Sicherungseinsätzen nach den ESČ-Vorschriften geprüft wurde. Im Jahr 1928 kaufte der Verband ein Haus in Prag, wo ein Labor für die Prüfungen der Leitungen und Installationsmaterialien errichtet wurde. In diesem Jahr wurde eine ständige Überwachung von Installationsrohren und Sicherungen mit den Herstellern vereinbart, um ihre Sicherheit zu garantieren. Produkte, welche den Typprüfungen nach den ESČ-Vorschriften genügten, wurde das Recht eingeräumt das ESČ-Zeichen tragen zu dürfen. Die Listen der geprüften Produkte, einschließlich der Beschreibung der durchgeführten Prüfungen, wurden anschließend in der Elektrotechnischen Rundschau – dem Vorgänger der heutigen Zeitschrift ELEKTRO – veröffentlicht.
In den nächsten Jahren entwickelte sich die Tätigkeit der Prüfstelle weiter, das Sortiment der geprüften und gekennzeichneten Produkte wurde immer breiter. Seit 1930 wurden Kühlschränke, Staubsauger, Stromzähler, dreiphasige Außensteckdosen und andere Produkte der ständigen Kontrolle durch ESČ unterworfen. Die ESČ-Prüfstelle beschränkte sich nicht auf Typ- und Kontrollprüfungen, sondern führte zahlreiche Vergleichs- und Forschungsprüfungen durch, wodurch sie zur Klärung einiger umstrittener Fragen bei der Erstellung von Normen beitrug und sich an der Entwicklung neuer Prüfverfahren für diverse Produkte beteiligte.
1934 erteilte das Ministerium für öffentliche Arbeiten der ESČ-Prüfstelle die amtliche Autorisierung, auf deren Grundlage gefordert wurde, dass für Installationen in vom Staat errichteten oder unterstützten Gebäuden nur Werkstoffe eingesetzt werden, die den ESČ-Vorschriften entsprechen. Das ESČ-Zeichen wurde zu einem anerkannten Nachweis für sichere Produkte und wir können erfreulicherweise festhalten, dass das Zeichen bis heute nichts an seiner Bedeutung verlor.
Die Zunahme der Tätigkeit der ESČ-Prüfstelle in der Nachkriegszeit wurde vor allem durch die Verordnung des Industrieministeriums vom Oktober 1945 über die verpflichtende Kontrolle und Prüfung der elektrotechnischen Produkte hervorgerufen. Für die Prüfstelle ergab sich der Bedarf den vorhandenen Bestand an Prüfmitteln zu erweitern und eine neue Arbeitsorganisation einzuführen. Für den neuen Sitz der Prüfstelle wurden im Juni 1947 Gebäude der ehemaligen Pomologischen Anstalt in Prag – Troja erworben, in denen damals das Werk für Luftfahrtgeräte ansässig war. An diesem Standort haben die Labors bis heute ihren Sitz.
Nach der Wende im Jahr 1948 wurde der Tschechoslowakische elektrotechnische Verband aufgelöst. Die ESČ-Prüfstelle wurde verstaatlicht und im Jahr 1952 in Elektrotechnische Prüfanstalt – EZÚ umbenannt.
EZÚ ist das Gründungsmitglied des Europäischen Zertifizierungssystems CEE
Der Beginn der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts brachte EZÚ eine Gelegenheit für die systematische Einbindung in die internationale Kooperation. 1961 schloss sich die Anstalt dem System für die Zulassung von Fahrzeugbeleuchtung nach den Vorschriften der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa an. Im Rahmen dieses Systems erteilt EZÚ Zulassungen mit dem Recht das E8-Prüfzeichen bei den zugelassenen Produkten zu nutzen. Im Jahr 2004 wurde dieses System um seinen europäischen Zweig ergänzt, in dessen Rahmen die Produkte nach den einschlägigen technischen Vorschriften der EG beurteilt werden, und das Ministerium für Verkehr erteilt das Zulassungszeichen e8 für diese Produkte.
Im Jahr 1961 trat die Anstalt dem europäischen System CEE für die Durchführung von Prüfungen der elektrischen Sicherheit bei, das anschließend in das bestehende und sehr erfolgreiche System IECEE – CB umgewandelt wurde, in dessen Rahmen die Prüfungen nach den Normen der Internationalen elektrotechnischen Kommission IEC durchgeführt werden.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts brachten beinahe alle hoch entwickelten Industrieländer die obligatorischen nationalen Systeme der Produktgenehmigung vor ihrer Markteinführung in ihrem Land in Anwendung. Die internationalen Zertifikate dienten als ein Werkzeug zur Vermeidung der doppelten Produktprüfung und zu einer einfacheren Produkteinführung auf internationalen Märkten.
Das war auch der Fall der Tschechoslowakei, wo 1968 das System des staatlichen Prüfwesens mit dem Gesetz Nr. 30/68 Slg., über das staatliche Prüfwesen, aufgestellt wurde. Das Gesetz war zu seiner Zeit sehr fortschrittlich, einerseits deshalb, weil es den gesamten Bereich komplex abgedeckte, und andererseits dadurch, dass es eine Produktbewertung eingeführt hat, die auf dem vom Staat kontrollierten Markt ein Werkzeug für die Hersteller zum Vergleich ihrer Produkte mit den ausländischen Wettbewerbern und somit eine gewisse Motivation zu Verbesserungen darstellte.
Anfang der 70er Jahre begann die Anstalt das neu erbaute Gebäude zu nutzen, in dem sie bis heute ihren Sitz hat. Zu dieser Zeit entfaltete die Anstalt ihre Aktivitäten auch im Bereich der Messtechnik, der Forschung und der technischen Entwicklung und spielte eine bedeutende Rolle im Bereich der technischen Normung.
In der zweiten Hälfte der 80er Jahre baute die Anstalt ihre internationalen Aktivitäten durch den Beitritt dem IECQ-System zur Qualitätssicherung elektronischer Bauteile aus. Nach der Wende 1989 ist die Produktionsbasis für Bauteile in der Tschechoslowakei beinahe verschwunden, dennoch waren die methodischen Verfahren von IECQ für die Zertifizierung der Qualitätsmanagementsysteme nach den Normen der Reihe ISO 9000 sehr gut anwendbar, was die Anstalt restlos nutzte. EZÚ als ein Mitglied der Zertifizierungsorganisation CQS bietet ihren Kunden Zertifikate des internationalen Zertifizierungsnetzwerks IQNet, bei dem sie tätig ist.
Anfang der 90er Jahre wurde die EZÚ vom Finanzministerium mit der Zulassung von Geldspielautomaten nach dem Gesetz Nr. 202/1990 Slg., über Lotterien und andere Gewinnspiele, beauftragt.
Zu gleicher Zeit begann die EZÚ mit der Entfaltung ihrer Aktivitäten im Bereich der elektromagnetischen Verträglichkeit, der heutzutage ein integraler Bestandteil der Konformitätsbewertung elektrotechnischer Produkte ist.
Ein wichtiger Meilenstein für die Industrie sowie die technische Öffentlichkeit war das Jahr 1992, als die Regierung in Übereinstimmung mit der Absicht der EU beizutreten die Orientierung der tschechoslowakischen technischen Normung an der Übernahme der Europäischen Normen EN in das System der tschechoslowakischen technischen Normen ČSN beschloss. Es ist zu erwähnen, dass die Normen im Hinblick auf das damals geltende Gesetz Nr. 30/68 Slg. rechtsverbindliche Dokumente waren. Das ESČ-Zeichen wurde als staatliches Zulassungszeichen verwendet, in 1992 erwarb EZÚ jedoch das Zeichen in ihren Besitz und trug es als eine Schutzmarke ein.
ESČ-Prüfzeichen als Zeichen der Normkonformität
1996 trat EZÚ dem europäischen System CENELEC Certification Agreement – CCA bei, in dessen Rahmen CCA-Zertifikate ausgestellt und Prüfungen nach den EN-Normen, die unter die Niederspannungsrichtlinie fallen, durchgeführt werden. Das ESČ-Zeichen setzte sich innerhalb des CCA-Systems als ein nationales Zeichen für die Konformität der Produkte mit den Normen für die elektrische Sicherheit durch. Danach schloss sich EZÚ dem ENEC-System für die Sicherheit von Leuchten und anderen Produkten und dem HAR-System für die Sicherheit und Qualität von Kabeln und Leitungen an, wobei diese Systeme in der Gegenwart bedeutendere Zertifizierungssysteme sind als das CCA-System.
EZÚ erhält von ÚNMZ die Autorisierung zur Konformitätsbewertung nach dem Gesetz Nr. 22/1997 Slg.
EZÚ ist Gründungsmitglied der Europäischen Vereinigung für die Zertifizierung elektrotechnischer Produkte – EEPCA
EZÚ tritt dem System ENEC bei
In der Zeit nach der Änderung der Gesellschaftsordnung musste EZÚ die in den vergangenen Jahrzehnten entstandenen Mängel in ihrer technischen Infrastruktur beheben, was zur Instandsetzung des Hauptgebäudes der Anstalt und zur kompletten Modernisierung und Weiterentwicklung der Prüf- und Messmittel führte. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre überstand EZÚ erfolgreich die Restitutionsansprüche aus verschiedenen Seiten, zu denen auch der jetzige Tschechische elektrotechnische Verband ESČ gehört, und verteidigte, dass alle Aktiva der EZÚ staatiches Eigentum sind. Das Oberste Gericht in Brno bestätigte im Jahr 2000, dass ESČ kein Rechtsnachfolger der ehemaligen Tschechoslowakischen elektrotechnischen Verbandes ist, und wies somit alle Ansprüche von ESČ gegenüber EZÚ sowohl auf bewegliches Vermögen als auch das ESČ-Zeichen zurück.
Einen grundsätzlichen Umbruch im Bereich des staatlichen Prüfwesens stellt das Gesetz Nr. 22/1997 Slg., über technische Anforderungen an Produkte, dar, mit dem das System der Produktzulassung nach dem Gesetz Nr. 30/68 Slg. und die Rechtsverbindlichkeit der technischen Normen, die seither freiwillige technische Normen sind, aufgehoben wurden. Das Gesetz führte die Verfahren der Konformitätsbewertung in Übereinstimmung mit dem EU-Recht ein und implementierte die EU-Richtlinien in die Rechtsordnung der Tschechischen Republik in Form der Regierungsverordnungen. Zu jeder Regierungsverordnung wurden harmonisierte Normen bekannt gegeben, deren Anwendung die Präsumtion der Konformität der Produkteigenschaften mit den wesentlichen Anforderungen der Regierungsverordnung für die Hersteller gewährleistet.
EZÚ wurde in der kommenden Periode durch das Amt für technische Normung, Messtechnik und staatliches Prüfwesen bei der EG-Kommission zur benannte Stelle Nr. 1014 für die Niederspannungsrichtlinie, also für den Bereich der Produktsicherheit, sowie für die Richtlinien zur elektromagnetischen Verträglichkeit, zu medizinischen Produkten, Maschinen, Bauprodukten, Lärm u.a., ernannt. Mit diesem Schritt vollendete EZÚ ihre Einbindung in europäische Strukturen der Konformitätsbewertung sowohl im durch verbindliche Vorschriften geregelten Bereich als auch im freiwilligen Bereich.
EZÚ führt die Messung gefährlicher Stoffe nach der Richtlinie RoHS ein
EZÚ ist ein staatliches Unternehmen nach dem Gesetz Nr. 77/1997 Slg., dessen Errichter das Ministerium für Industrie und Handel ist. Seit 1991 bis vor Kurzem wurde die Privatisierung der EZÚ und anderer staatlicher Prüfstellen in Erwägung gezogen. Die durchgeführten Analysen und Reaktion der tschechischen Unternehmen zeigen, dass für eine Organisation, die im Bereich der Konformitätsbewertung tätig ist, die Rechtsform eines staatlichen Unternehmens sowohl Unparteilichkeit als auch Mittel für die eigene Entwicklung gewährleistet, und deshalb würde die Privatisierung oder Umwandlung in eine andere Rechtsform ihnen keinen Vorteil bringen. Hoffen wir, dass dieses Fazit allgemeine Beachtung erfährt, was für EZÚ die Sicherstellung von Bedingungen für ihre zukünftige Weiterentwicklung nach sich ziehen könnte.